Na, schon mal gebetet?


Wort zum Sonntag, 05.05.2024 (5. So. n. Ostern)

von Pastor Thomas Schulze, Friedenskirche (EFG Uelzen)
Pastor Thomas Schulze (Foto: privat)

Na klar, oder? Die meisten haben schon mal gebetet. Ob das Vaterunser in einem Gottesdienst, ein Stoßgebet zum „Himmel“ in einer schwierigen Situation – und ist eigentlich der weltweit bekannte und nervige Ausruf OMG (O mein Gott) nicht auch ursprünglich mal ein Gebet gewesen?

Was ist Beten eigentlich? „Reden mit Gott“, antworten Kinder dann richtigerweise. Erwachsene vergessen das allerdings gerne mal. Und je nach Religion ist es manchmal auch eine meditative Art, zur Ruhe zu kommen und zu sich selbst zu finden oder eine religiöse Pflicht, um das eigene Gewissen zu beruhigen, ein Notfallprogramm in schweren Situationen des Lebens oder in manchen Actionfilmen das letzte, was man auf Erden tun sollte: „Sprich dein letztes Gebet!“

Es gibt fest formulierte Gebete, die seit Jahrtausenden gesprochen werden, Friedensgebete, die manchmal die Anrede dessen vermissen lassen, zu dem gebetet wird, Tischgebete, Abendgebete oder selbst formulierte Gebete. Was beten Sie so am liebsten?

Das Gebet an sich ist allerdings leider wertlos, wenn nicht eine Sache geklärt ist: Es geht nämlich nicht darum, dass man auch mal betet. Es geht darum, zu wem man betet. Wenn Gebet Reden mit Gott ist (und nicht nur eine Rede an Gott), dann ist damit Kommunikation gemeint, die ein Gegenüber hat. Und das sollte dann natürlich nicht ein beliebiges Gegenüber sein: Der Himmel oder der Schutzengel oder einfach eine allgemeine unsichtbare Macht, wer auch immer da oben so ist. Nein: Wenn ich jemandem eine Textnachricht schreibe, schreibe ich die auch nicht in den unbekannten weiten Raum, sondern an einen bestimmten Adressaten, mit dem ich chatten will.

Als Christen beten wir zu Gott, dem Vater, dem Schöpfer allen Lebens und dem Vater Jesu Christi. Ja, auch an Jesus selbst können wir unsere Gebete richten, der ja sagt: „Ich und der Vater sind eins.“ Er, der unser Schöpfer und Retter ist, will auch unser Freund sein. Und mit einem Freund kann ich reden, wie mir der Schnabel gewachsen ist. Mit einem Freund kann ich lachen und weinen, auch mal einen Spruch machen, Gemeinschaft genießen – und mir auch das anhören, was er zu sagen hat. Wer leise genug ist, denn Gott flüstert gerne mal, der hört auch, was er zu sagen hat – und redet beim Beten nicht nur selbst. Probieren Sie’s aus!

Pastor Thomas Schulze, Friedenskirche,
Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Uelzen