In die Weite des Lebens


Wort zum Sonntag, 14.04.2024 (2. So. n. Ostern)

von Pastor Holger Holtz, Ev.-luth. Kirchengemeinde Hanstedt I, Missionarisches Zentrum
Holger Holtz (Foto: Isabell Massel)

Hinter ihnen liegen Tage des Chaos. Verdichtet auf drei Tage erlebten die Menschen um Jesus alle Emotionen eines ganzen Lebens: Karfreitag der Tod, der das Leben und alle Hoffnungen zerreißt. Das Gefühl der Ohnmacht, wenn das Leben um dich herum einfach alles mit dir macht und du nichts tun kannst. Dann dieses Hin und Her. Frauen, die zum Grab laufen, dann wieder zurück, andere laufen auch hin und dieses Unklare: wo ist der Leichnam Jesu jetzt? Wer hat ihn weggetragen? Er ist auferstanden. Chaos.

Wenn solche Zeiten in das Leben einbrechen, wirken sie gewaltig und nichts ist mehr, wie es war. Es dauert einige Zeit, bis das alles verarbeitet werden kann. Im Chaos der Emotionen und der Ereignisse kann kein neues Leben entstehen. Es braucht Zeit und es braucht Menschen an deiner Seite, mit denen du darüber reden kannst. Langsam sortiert es sich wieder. Dann kommt der Moment, in dem du aus der Ohnmacht wieder ins Tun kommst. Mit jedem Wort, mit jedem Gedanken legt sich der Nebel und kommt das Leben wieder zurück.

Im Johannesevangelium sagt Jesus: „Ich bin der gute Hirte. Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben.“ Im Licht des Ostergeschehens zeigt sich mir, wie wichtig eine „Herde“ ist. Was hier mit Schafen verglichen wird, ist ja nichts anderes als die Gemeinschaft der Menschen, die sich vom Geist Jesu begleitet weiß.  

Nach Ostern kann ich verstehen, was oder vielmehr wer diese Gemeinschaft lebendig hält: Jesus selbst. Alles was Jesus vor der Auferstehung gesagt und gemacht hat, bleibt auch nach der Auferstehung gültig. Da ist nichts anders.

Seine Gemeinschaft war Karfreitag mit ihm in den Tod gerissen. Verloren und orientierungslos. Das neue Leben Jesu hat auch der toten Gemeinschaft neues Leben eingehaucht. Nicht nur Jesus ist auferstanden, sondern auch alle anderen bei ihm. Sie sind wieder zusammengekommen, haben sich neu sortiert und sind gewachsen. Eine gute Herde ist aus dem guten Hirten geworden. Eine Herde, die nicht sterben kann. Eine Herde, die sich in ihrer Gemeinschaft aufbaut, für einander da ist und gemeinsam das Chaos der Welt und des Lebens überlebt. Nach Ostern gilt: Dran bleiben! In Beziehung zu Jesus und seiner Gemeinschaft bleiben und leben.

Pastor Holger Holtz,
Ev.-luth. Kirchengemeinde Hanstedt I,
Theologischer Leiter im Missionarischen Zentrum