„Behüte mich wie einen Augapfel“


Wort zum Sonntag, 18.08.2024 (12. So. n. Trinitatis)

von Pastor Christoph Scharff-Lipinsky, Ev.-luth. Kirchengemeinde St. Petri Uelzen
Pastor Christoph Scharff-Lipinsky, Ev.-luth. Kirchengemeinde St. Petri Uelzen (Foto: privat)

Im Sommer saß ich vor dem Schullandheim und bereitete eine Andacht für die Jugendfreizeit vor. Thema sollte sein: „Was gibt mir Halt?“. Da hörte ich knirschend Fahrräder auf dem Kiesweg näherkommen. Und ich hörte eine Kinderstimme, die ununterbrochen erzählte: „Schau mal, ich kann schon Kurven fahren.“ „Was ist das da hinten?“ „Guck mal da, der Schmetterling!“ - Und dann fuhr der vielleicht vierjährige Junge an mir vorbei. Stolz saß er auf seinem Kinderfahrrad ohne Stützräder. Neben ihm fuhr der Vater, hörte seinem Sohn geduldig zu und beantwortete dessen viele Fragen. - Doch es kamen auch diese Worte vom Papa: „Halt mal die Hände am Lenker!“, „Sieh nach vorn, da kommen Leute!“, „Toll machst du das!“

Da war sie da, die Idee für meine Andacht: So ist es doch oft in unserem Leben: Wir sind stolz auf das, was uns gelingt. Froh, wenn wir unser Leben selbst gestalten können. Dankbar, wenn wir jeden neuen Tag aus eigener Kraft leben.

Gerade Kinder und Jugendliche lieben ihre Selbstständigkeit! Doch daneben gibt es so vieles, das nicht in unseren Händen liegt. Wenn eine Krankheit kommt, benötigen wir Hilfe und Zuspruch. Wenn es Streit gibt, dann brauchen wir Unterstützung von lieben Menschen. Wenn wir nicht genau wissen, was gut und richtig ist, dann brauchen wir eine liebende Mutter, einen zugewandten Vater, eine enge Freundin, die neben uns geht, ein liebevolles Auge auf uns hat, uns warnt und uns Tipps gibt. Und uns zugleich Vertrauen in unsere eigenen Kräfte gibt. Das gibt uns Halt!

Letzten Sonntag wählten Taufeltern für ihr Kind den Taufspruch aus Psalm 17, 8: „Behüte mich wie einen Augapfel und beschirme mich unter dem Schatten deiner Flügel.“

Gibt es einen liebevolleren Wunsch für ein Kind? - Behütet aufwachsen soll es, gehalten und feste Wurzeln schlagen in der Liebe der Eltern. Sie werden mit all ihrer Kraft versuchen, ihr Kind auf einen guten Weg zu bringen, ihm Halt zu geben und es zu stärken. Zugleich bitten sie Gott, dass er liebevoll auf ihr Kind hinabblickt, ihm liebe Menschen zur Seite stellt und ihm guten Rat durch sein Wort gibt. So kann Leben gelingen.

Pastor Christoph Scharff-Lipinsky,
Ev.-luth. Kirchengemeinde St. Petri Uelzen