„Wenn das Brot, das wir teilen ...“


Wort zum Sonntag, 25.08.2024 (13. So. n. Trinitatis)

von Pastorin Friederike Holtz, Ev.-luth. Kirchengemeinde Wriedel
Friederike Holtz (Foto: Holger Holtz)

Der Esstisch - ein Kampfplatz für Gerechtigkeit und Schutz der Mitgeschöpfe. So erleben es manche Eltern von Heranwachsenden, wenn die Grillwurst mit dem radikal-veganen Lied „Bist du vegan für Rosalinde oder brutal gegen sie“ kommentiert wird. Da könnte man schon mal die Augen verdrehen und über die neuen Moden der heutigen Jugend aus den Social Media stöhnen.

Doch so neu ist das gar nicht. Da saß eine junge Landgräfin Anfang des 13. Jahrhunderts auf der Wartburg am Tisch und verweigerte das Essen. Sehr zum Ärger und Unverständnis ihrer Schwiegermutter fragte sie jedes Mal, ob die Speisen mit Recht oder Unrecht von den Bauern genommen worden waren. Noch größer war die Empörung, als die junge Landgräfin Elisabeth das unrecht erworbene Essen einfach wieder zurückbrachte zu den hungernden Niemanden in der Stadt. Sie wollten sie auf frischer Tat ertappen, doch als sie den Brotkorb aufdeckte, waren die Brote zu Rosen geworden.

„Wenn das Brot, das wir teilen, als Rose blüht
und das Wort, das wir sprechen, als Lied erklingt,
dann hat Gott unter uns schon sein Haus gebaut,
dann wohnt er schon in unserer Welt.“

Dieses Lied erinnert an Elisabeth, die zur Heiligen erklärt wurde. In vielen Gottesdiensten an diesem Wochenende wird es gesungen werden als Lied zum Thema des Sonntags: Jesus Christus spricht: „Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern und Schwestern, das habt ihr mir getan.“ (Matthäus 25, 40b)

Die notleidenden Niemande damals und heute - sie tragen das Gesicht und den Namen von Jesus selbst. Unglaublich, aber wahr: Dort ist der Himmel auf Erden zu finden. Wer das verstanden hat, der oder die wird Ungerechtigkeit und Verachtung von Mitmenschen und Mitgeschöpfen nicht einfach so hinnehmen.

Elisabeths Vorbild war Franz von Assisi, ein echter mittelalterlicher Influencer des einfachen Lebens und der Verbundenheit mit Gott in allem, was lebt. Manches an den Lebens- und Glaubensentscheidungen der Heiligen Elisabeth erscheint uns heute auch fragwürdig. Der Klang und die Stimmung ihres Lebens aber war die Liebe und die Freude, die sie mit ihrem Einsatz für die Armen und Leidenden erlebt hat.

„Wenn das Leid jedes Armen uns Christus zeigt
und die Not, die wir lindern, zur Freude wird, ...
ja, dann schauen wir heut schon sein Angesicht
in der Liebe, die alles umfängt.“

Pastorin Friederike Holtz
Ev.-luth. Kirchengemeinde Wriedel