„Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe? - Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.“ (Psalm 121,1 f)
Mein diesjähriger Urlaub führte mich nach Österreich zum Grimming, dem angeblich größten alleinstehenden Berg in Europa. Auf jeden Fall ist es ein eindrucksvoller Berg.
Berge kommen in der Bibel auf verschiedene Weise vor. Es heißt, dass Gott auf einem Berg wohnt, dem Zion - ein Name der auch die Stadt Jerusalem bezeichnet.
Menschen fühlen sich Gott näher, wenn sie auf Berge steigen; ihre majestätische Erscheinung erinnert an die Größe Gottes. - Gottes Größe übertrifft die der Berge: Sie müssen weichen, wenn Gott sich seinen Weg bahnt, heißt es in der Bibel. Und wenn Gott beim Auszug aus Ägypten handelt, werden sie sogar „hüpfen wie die Widder“ (Psalm 114). - Wir sehen, die Natur ist ein Lehrmeister und weist auf Gott hin; um es schlicht zusammenzufassen: Gott ist groß!
Ich hoffe, Sie hatten in der Sommerzeit ähnliche Erlebnisse und konnten Ihr Vertrauen in die Größe Gottes stärken. - Aber er ist nicht nur groß, erhaben und dadurch auch distanziert. Wir dürfen auch mit seinem Handeln rechnen, er lässt uns nicht allein. Wir dürfen wissen, dass Gott für uns da ist.
Das finde ich wichtig in den Krisen dieser Zeit, z. B. angesichts des Israelkonfliktes. - Das Volk Israel steht an diesem Sonntag im Zentrum unserer Gottesdienste. Das Volk Israel ist von Gott erwählt, geliebt und von Gott beschützt. Gleichzeitig ist es aufgerufen, barmherzig zu sein, seine Feinde zu lieben und den Fremden und Mittellosen beizustehen. Aus diesen spannungsvollen Aussagen, die alle ihre Berechtigung haben, hat sich ein schier unlösbarer Konflikt ergeben. Nach menschlichem Ermessen ist dieser Knoten derzeit nicht lösbar.
Trotzdem dürfen wir daran festhalten, dass Gott in diesem Konflikt präsent ist und mit und durch Menschen versucht, ihn beizulegen. Wir wissen nicht, auf welche Weise, wir wissen nur, dass er handelt. Vielleicht sogar mit unserer Hilfe. - Auch an meinem Arbeitsplatz, in der Schule, ist dieser Konflikt präsent, manche Schülerinnen und Schüler tun sich schwer mit unserer offiziellen deutschen Haltung gegenüber Israel: Wir können den Gesamtkonflikt nicht lösen, aber wir versuchen, Brücken zwischen den verschiedenen Lagern zu bauen und so dazu beizutragen, dass die Gräben zwischen ihnen kleiner werden. Auch das ist ein Anfang - in der Hoffnung, dass Gott Berge versetzen kann.
Bleiben aber auch Sie in Ihrem persönlichen Leben getrost und gewiss: Gott geht mit uns mit!
In herzlicher Verbundenheit
Michael Fendler, Schulpastor an der BBS1 Uelzen