(Un)verfügbar


Wort zum Sonntag, 06.10.2024 (19. So. n. Trinitatis, Erntedankfest)

von Pastor Lars Neumann, Seelsorger in der JVA Uelzen und der JVA Celle
Lars Neumann (Foto: privat)

Dass wir das Erntedankfest feiern, hat zwei Gründe. Zum einen feiern wir da unsere eigene Arbeit, ohne die nichts so geklappt hätte, wie es nun mal geklappt hat: Weder wären sonst die Felder bestellt worden noch hätten die Schüler eine Ausbildung bekommen oder wären die Kranken geheilt und die Autos gebaut worden.

Und auf der anderen Seite feiern wir das Unverfügbare. Das, was die einen als Segen verstehen und was für die anderen das berühmte Quäntchen Glück ist: Dass das Wetter mitgespielt hat, es keine Unglücke gab oder dass sie, wenn es sie denn gab, überwunden werden konnten.

Ich werde an diesem Wochenende daran erinnert, dass auf der einen Seite alles an mir liegt. „Wir pflügen und wir streuen den Samen auf das Land.“

Wenn ich das nicht angehe, so wird auch nichts wachsen. Egal, ob ich in der Landwirtschaft tätig bin und das direkt sehen kann oder ob ich es auf übertragene Weise in allen anderen Gebieten des Lebens verstehe. Die Gleichung ist ganz einfach: Ohne mich - nichts los. Nicht auf dem Acker und nicht in der Feuerwehr, nicht beim Fußball, nicht beim Einkaufen für Oma oder bei der Arbeit.

Und auf der anderen Seite macht es mir deutlich: „Doch Wachstum und Gedeihen liegt in des Herren Hand.“

Das könnte mich durchaus stören, weil es meine Leistung herabzusetzen scheint. Aber am Ende des Tages entlastet es mich. Denn natürlich liegt nicht alles an mir. Immer wieder gibt es etwas, das bei allem guten Willen und aller Vorbereitung nicht so klappt, wie es schön gewesen wäre. 

Am Erntedankfest wird deutlich: Beides ist wichtig. Mein Tun und die Einsicht, dass es natürlich auf Gott ankommt. Oder, falls Sie es vorziehen: Darauf, wie die Dinge fallen. So oder anders: Es gibt immer noch mehr als nur mich.

Zwischen diesen beiden Polen der Eigenverantwortung und des Geborgenseins spielt sich das Leben ab. Beide spielen eine große Rolle im Leben. Dass mich das Erntedankfest an beides erinnert, ist heilsam. Ich kann mich dann noch mehr über das Gelungene freuen. Und wissen, dass ich am Ende trotz allen Kuddelmuddels bei Gott, der Unverfügbaren, geborgen bin.  

Pastor Lars Neumann,
Seelsorger in der JVA Uelzen und der JVA Celle