Morgen ist der Letzte Sonntag des Kirchenjahres, Ewigkeitssonntag, Totensonntag. An diesem Sonntag gedenken wir in besonderer Weise unserer Verstorbenen und auch unserer eigenen Endlichkeit: „Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.“
Ein Satz aus dem 90. Psalm, mehr als 2.500 Jahre alt, weise und wahr.
Er spricht aus, was viele gern verdrängen. Für mich steckt in diesem Satz auch eine Ermutigung, meinen eigenen Tod als Realität zu sehen. Und klug zu werden. Was ist denn wirklich wichtig im Leben? Was trägt mich durch die Jahre? Ist es Erfolg und Ruhm, Leistung, Besitz, Prestige oder Anerkennung? Ist es die Liebe anderer Menschen, gelassen und zufrieden zu sein, der Glaube? Die Antwort muss jeder selbst finden.
Manchmal wandeln sich die Dinge, wenn sich das Leben verändert, durch Beruf, Familie, Krankheit oder den Verlust naher Menschen.
„Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen ...“ Zur Einsicht in die eigene Vergänglichkeit gehört auch, den Moment achten und schätzen zu lernen, das Besondere im Alltäglichen zu sehen, weil es einmal zu Ende sein wird. Oft ist es ja so: Sonne und Wärme genießt, wer weiß, dass die Kälte wiederkommt. Gesundheit achtet, wer Krankheit durchlitten hat. Ein Lachen reißt mit, wen der Kummer geplagt hat.
Menschen sind vergänglich. Darum ist die Zeit, die wir miteinander verbringen dürfen, so kostbar.
In vielen Gottesdiensten werden morgen die Namen der Verstorbenen vorgelesen. Sie sind gegangen, doch wir erinnern uns voll Liebe, mit Schmerz und anderen Gefühlen an sie. Der Name Totensonntag drückt aus, dass wir versuchen, uns behutsam zu lösen von denen, die wir verloren haben.
Der Totensonntag heißt auch Ewigkeitssonntag. Die Namen der Verstorbenen werden vorgelesen, um sich von ihnen am Ende des Kirchenjahres zu verabschieden und ihrer zu gedenken. Der Tod kann einen Menschen nicht auslöschen.
Was er nimmt, wird anders neu entstehen. Toten- und Ewigkeitssonntag – Zeit, den Glauben festzuhalten, dass Gott sein ewiges Ja zu unserem Leben und seinem Wert gesprochen hat.
Pastorin Anne Stucke,
Ev.-luth. Kirchengemeinde Ebstorf