Leben im Grenzland


Wort zum Sonntag, 20.10.2024 (21. So. n. Trinitatis)

von Pastor Ottmar Wander, Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Uelzen
Pastor Ottmar Wander (Foto: privat)

Grenzen gehören zu unserem Alltag. Sie schützen uns, indem sie Raum geben für Sicherheit und Orientierung. Eine Landesgrenze markiert, wo ein Staat seine Hoheit hat, und die Hecke um unser Grundstück zeigt an, wo unser persönlicher Rückzugsraum beginnt.

Ohne Grenzen gibt es keine klare Struktur, und damit auch keine Freiheit. Denn nur dort, wo Grenzen existieren, können wir uns frei entfalten, ohne die Freiheit anderer zu beeinträchtigen. Grenzen sind also wichtig und sinnvoll – aber sie haben auch ihre Schattenseiten.

Grenzen können trennen. Sie trennen Menschen, Völker und Kulturen. Was uns geografisch, politisch oder kulturell trennt, kann zu Missverständnissen, Vorurteilen und sogar Konflikten führen. Dabei vergessen wir manchmal, dass die größte Grenze oft in uns selbst verläuft – in unseren Herzen und Köpfen. Es sind die inneren Schranken, die uns zurückhalten, Neues zu wagen oder auf andere zuzugehen. Ängste, Vorurteile und alte Gewohnheiten sind Grenzen, die wir uns selbst gesetzt haben. 

Doch Grenzen können auch überwunden werden. Überall dort, wo wir bewusst oder unfreiwillig an Grenzen stoßen, liegt eine Chance. Wachstum entsteht, wenn wir uns aufmachen, diese Grenzen zu überschreiten. Wenn wir mutig über den Zaun unseres Gartens blicken und die Hand ausstrecken, um einander zu begegnen. Wenn wir die eigenen Begrenzungen hinterfragen und den Mut finden, etwas Neues auszuprobieren.

Jesus hat Grenzen durchbrochen – indem er mit Menschen sprach, die damals als Außenseiter galten, indem er zu den Randfiguren der Gesellschaft ging und ihnen Würde gab. Er hat gezeigt, dass Liebe und Mitgefühl keine Grenzen kennen sollten.

Paulus formuliert es in Epheser 2,14 so: „Denn er (Christus) ist unser Friede, der aus beiden eines gemacht hat und den Zaun abgebrochen hat, der dazwischen war, nämlich die Feindschaft.“

Wie wäre es, wenn wir uns in dieser Woche eine Grenze bewusst machen, die uns trennt – sei es im privaten, beruflichen oder gesellschaftlichen Kontext? Und wie wäre es, einen Schritt zu tun, um diese Grenze zu überwinden? - Das kann ein Gespräch sein, das schon lange fällig ist, oder die Überwindung eines Vorurteils, das uns daran hindert, offen auf jemanden zuzugehen.

Pastor Ottmar Wander,
Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Uelzen