
„Mit der Bergpredigt kann man keine Politik machen!“ Dies erklärte Bundeskanzler Helmut Schmidt. Dabei hat er Zeit seines Lebens der evangelischen Kirche angehört und sich in der Kirche und bei Kirchentagen immer wieder an Diskussionen beteiligt. Er hat daran festgehalten - auch als viele in der evangelischen Kirche seinen politischen Ideen lautstark widersprochen haben.
„Mit der Bergpredigt kann man keine Politik machen!“ Gesagt hat er diesen Satz in der aufgeheizten Debatte um die Nachrüstung in Deutschland.
Ich mag diesem Satz nicht zustimmen. Die Bergpredigt ist und bleibt christliche Grundorientierung für Leben und Handeln. Dann gilt diese Botschaft doch auch für politisches Engagement, oder?
Hat nicht beispielsweise die friedliche Revolution in der früheren DDR gezeigt, dass genau dies möglich ist: Sich beim politischen Handeln an Aussagen der Bergpredigt zu orientieren, um die Gesellschaft zu gestalten – gerade an den Aussagen, die zum Frieden und zur Nächstenliebe aufrufen.
Jesus Christus spricht: „Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch hassen! Segnet die, die euch verfluchen; betet für die, die euch beleidigen!“
In den Zeiten des aufgeheizten Wahlkampfes sollte dieser Gedanke Jesu Maßstab sein: Für die Kandidierenden, wie sie mit denen umgehen, die sich auch bewerben. - Er sollte Maßstab sein: Für all die, die zur Wahl aufgerufen sind.
Die Worte Jesu geben tatsächlich keine Anweisung, wie eine einzelne Entscheidung ausfallen kann und ausfallen muss. Aber bei allem, was zu entscheiden ist - und damit auch bei der Wahlentscheidung - können alle mit Herz und Verstand darauf achten, was jene, die kandidieren unter Menschenwürde, Nächstenliebe und Zusammenhalt der Gesellschaft verstehen.
Ein Beispiel ist, wie sie über politisch Andersdenkende urteilen und wie sie über geflüchtete Menschen reden. Wer im Wahlkampf nur andere beschimpft und sie aburteilt, hat nachher keine Orientierung, wie Menschenwürde, Nächstenliebe und Zusammenhalt der Gesellschaft umgesetzt werden können.
So entsteht aus den Worten Jesu eine Grundüberzeugung auch für den Wahlkampf und am Wahltag.
Pastor Matthias Kuna-Hallwaß,
Ev.-luth. Kirchengemeinden Barum-Natendorf und Ebstorf