
Fastenzeit heißt: Umkehren von ganzem Herzen. Im Laufe der Monate und Jahre gewöhnt sich der Mensch an viele Sachen, er macht sich manchmal von ihnen abhängig.
Die Fastenzeit soll uns helfen, das im eigenen Leben zu prüfen, was in meinem Leben wichtig ist, die Kontrolle über sich selbst nicht zu verlieren und letztendlich sich als Herr über meine Gewohnheiten zu zeigen. Ich kann in mich selbst schauen und das, was mich gefangen hält, wegwerfen.
Umkehren heißt, in eine andere Richtung zu fahren, die bisherige Richtung zu verlassen, den Kurs sozusagen zu prüfen und zu korrigieren. Dabei geht es aber nicht, dass man sich selbst täuscht, es geht um die Umkehr von ganzem Herzen, d. h. mit dem ganzen Willen, fest davon überzeugt zu sein: Ich brauche die Umkehr in meinem Leben, damit ich ein besserer Mensch sein kann, damit ich mich für Gottes Gnade öffnen kann.
Umkehr heißt, sich nicht auf das Äußere zu konzentrieren, es geht um das Herz des Menschen, es geht um die Wiederherstellung der Beziehung zwischen Mensch und Gott, dieser Beziehung, die durch die Sünde gebrochen wurde.
Das Äußere ist wichtig. Es ist wichtig, dass ich auf meinen Kopf das Aschekreuz zeichnen lasse. Es ist wichtig, dass es in unserer Kirche weniger Blumenschmuck geben wird, dass die Orgel öfters schweigen wird, dass wir am Karfreitag keine Glocken hören werden. Das alles ist wichtig, um uns daran zu erinnern, dass diese Zeit, die wir erleben, eine Zeit der Umkehr und des Nachdenkens ist.
Aber alle diese Zeichen werden nutzlos, wenn nicht hinter diesen Zeichen die Einstellung des menschlichen Herzens steht, dass ich meine Beziehung zu Gott wiederherstellen will - dass ich zu Gott zurück will, wenn ich mich durch die Sünde von ihm entfernt habe.
Die vierzig Tage der Fastenzeit gehen schnell vorbei, bald werden wir Ostern feiern und danach auch zum Alltag zurückkehren. Diese österliche Bußzeit ist uns nicht dazu geschenkt, dass wir uns quälen, nicht dazu, dass uns etwas vorenthalten bleibt. Diese Zeit ist uns geschenkt, damit wir Menschen in der Freiheit leben können, damit wir nicht aus den Augen verlieren, dass wir Menschen mit eigener Würde sind, dass wir nicht dazu erschaffen sind, alles zu konsumieren, was die Welt uns anbietet, sondern, dass wir wählen können, uns entscheiden können, dass wir uns als Herrscher über unser eigenes Leben erweisen, damit wir zu dem kommen können, der uns das alles geschenkt hat, zu Gott, der uns auch jetzt diese Zeit schenkt.
Pater Jarosław Kaczmarek OFM Conv.
Kath. Pfarrgemeinden „Zum Göttlichen Erlöser“ Uelzen und St. Agnes Lüchow