Man sieht nur mit dem Herzen gut


Wort zum Sonntag, 09.03.2025 (1. So. der Passionszeit)

von Pastorin Astrid Neubauer, Uelzen
Pastorin Astrid Neubauer (Foto: privat)

„Mehr als alles behüte dein Herz, denn es entscheidet über dein Leben.“
(aus der Bibel, Buch der Sprüche, Kapitel 4)

Ein Buch mit „Herz“ ist die Bibel und deshalb liebe ich sie: Allein 858 Mal kommt dieses Wort in ihr vor. Auch anderen Körperteilen ordnet sie bestimmte Aspekte zu: Wenn vom Ohr die Rede ist, kommt es auf das Verstehen an, das Auge steht für Erkenntnis, die Nieren für Aufrichtigkeit usw. Das Herz gilt als Sensor für das Wesen der Dinge und die tieferen Zusammenhänge. Denken, Wollen und Fühlen finden im Herzen des Menschen zusammen.

Mit dem Herzen kann ich mich mit Gott und mit anderen Menschen verbinden. In der Zusammenfassung der Gebote heißt es: Liebe Gott und deinen Mitmenschen genauso wie dich selbst aus ganzem Herzen und mit all meiner Kraft! Liebe bedeutet also so viel wie „mit dem Herzen denken“ und nicht nur mit dem Kopf.

Kennen Sie die Geschichte vom Kleinen Prinzen? Fast so verbreitet wie die Bibel ist das Büchlein und in fast so viele Sprachen übersetzt. 1943 hat es der Dichter Antoine de Saint-Exupéry veröffentlicht. Schnell wurde es in aller Welt bekannt als ein zeitloser Appell an die Menschlichkeit. Die Menschen waren ausgezehrt von der Brutalität des Krieges und vom erschreckenden Werteverfall: Lügen, Hass und Hetze hatten sich breit gemacht. Menschenwürde und Mitmenschlichkeit blieben auf der Strecke.
Der kleine Prinz macht sich auf, um das Wesen der Dinge und den Sinn des Lebens zu finden. Er reist durch das ganze Universum und kommt zu der Erkenntnis: „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“

Diese Wahrheit wieder zu entdecken, täte unserem Land und der Weltgemeinschaft gut: Das Herz auf Empfang stellen und sich nicht von Machtgetöse und Gewinnstreben blenden lassen.

In dem Bibelkapitel mit dem eingangs zitierten Vers klingt das erfrischend klar: „Achte auf deine Gedanken, denn sie entscheiden über dein Leben! Verbreite keine Lügen, vermeide jede Art von falschem Gerede. (…) Handle nicht so wie Menschen, denen Gott gleichgültig ist, nimm sie dir nicht zum Vorbild. Folge nicht ihrem Beispiel, sondern meide das Böse – ja, flieh vor ihm und bleib auf dem geraden Weg. Diese gottlosen Menschen können nicht einschlafen, bevor sie nicht Schaden angerichtet haben; sie finden keine Ruhe, bis sie jemandem Unrecht zugefügt haben. Ihr Leben ist finster wie die Nacht, im Dunkeln tappen sie umher. Und wenn sie fallen, wissen sie nicht einmal, worüber sie gestolpert sind.“

Pastorin Astrid Neubauer, Uelzen