
In der Passionszeit denken Christen daran, dass Jesus einen Leidensweg gegangen ist. Warum wird daran erinnert? - Der Kreuzweg Jesu zeigt einen leidenden Gott. Einen Gott, der sich mit Menschen solidarisch erklärt, die Leid erfahren. Mitempfinden, Empathie – das macht auch uns menschlich und den Nächsten zum Mit-Menschen. Darum ist das Leiden des Gottessohnes Jesus bis heute ein wichtiger Gedanke des christlichen Glaubens.
„Jesus lebte und lehrte Nächstenliebe. Als Christ*innen erkennen wir gerade in den Schwächen unsere Nächsten“, sagt eine der „10 Thesen von Christ*innen gegen Rechtsextremismus“ und kritisiert: „Rechtsextremismus verachtet die Schwachen.“
Wer den Kreuzweg Jesu bedenkt, wird mit Schuld und Gewalt konfrontiert. Mit dem, was Menschen einander Böses antun können. Christen sprechen von Sünde. Und glauben an einen Gott, der das Gute will und Menschen zum Guten ruft, mahnt und bewegt. Durch Mitmenschlichkeit und Nächstenliebe, die Jesus verkörpert und lehrt – in der Tradition seines Glaubens.
„Jesus von Nazareth war Jude. Jüdische Menschen sind für uns Schwestern und Brüder im Glauben“, sagt eine weitere der Zehn Thesen von Christen gegen Rechtsextremismus und warnt: „Rechtsextremismus steht für Antisemitismus.“
Dass mit Jesus Gott selbst gelitten hat und gestorben ist, wirkt auf manche unverständlich. Passt das zu Gottes Allmacht? Das Kreuz stellt Gottes Allmacht auf eine heilsame Weise in Frage. Und hilft, auf Menschen bezogene Allmachts- und Herrschaftsphantasien zu entlarven.
„Im Rechtsextremismus sehen wir eine Ideologie des gnadenlosen Herrenmenschen. Rechtsextremismus kommt ohne Führerprinzip nicht aus“, zeigen die „10 Thesen“ auf und halten dem entgegen: „Jesus hat Vergebung gelehrt. Als Christ*innen wissen wir um die Unvollkommenheit menschlichen Lebens. Gott ist der Herr (2. Buch Mose 20,2). Das bewahrt Christ*innen vor jeglicher Herrschaftsideologie.“
Viel zum Nachdenken. Die Passionszeit ist traditionell eine nachdenkliche Zeit. An diesem Sonntag lädt sie ein zum Erinnern. „Reminiszere“, das bedeutet: „Gedenke“, ist der Name dieses 2. Sonntags in der Passionszeit. Nach einem Psalmvers: „Gedenke, Herr, an deine Barmherzigkeit.“ (Psalm 25,6).
Pastorin Stefanie Arnheim,
Ev.-luth. Kirchengemeinde Suhlendorf