Marianne Gorka ist neue Regionalbischöfin im Sprengel Lüneburg. Landesbischof Ralf Meister führte die 52-Jährige am Sonntag offiziell in das Leitungsamt ein, das sie seit Anfang Februar innehat. In dem Festgottesdienst in der Lüneburger St.-Johanniskirche wurde zugleich ihr Vorgänger Stephan Schaede verabschiedet, der als Vizepräsident zur Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gewechselt ist.
Meister sagte bei der Einführung, Gorka gelinge es, mit ganz lebenspraktischen, oft auch persönlichen Erfahrungen, Menschen anzusprechen. „Deine Gabe ist es, nachsichtig auf den Menschen zu schauen, der in einer verrückten und rasenden Welt meist hinterherläuft oder überfordert und erschöpft sich selbst wahrnimmt“, sagte er. Gorkas „Glaubensfreude“ sei ansteckend.
Die neue Regionalbischöfin rief in ihrer Predigt dazu auf, dem Auftrag Gottes zu folgen und dazu beizutragen, dass alle Menschen Hoffnung und eine Zukunft hätten. „Das heißt, wir müssen uns einmischen, wo Unrecht geschieht“, sagte sie. „Wir müssen im Schulterschluss mit denen stehen, die für Demokratie und Menschenrechte eintreten, die unsere Freiheit und den Frieden schützen.“ Für ihre Worte erhielt sie Applaus in der vollbesetzten Kirche.
Gorka und Meister gingen beide auch auf sexualisierte Gewalt in der evangelischen Kirche ein, deren Umfang eine Studie erst vor kurzem öffentlich gemacht hatte. „Wir müssen aufarbeiten, was allzu lange und immer wieder verdrängt oder gar vertuscht wurde“, betonte die Regionalbischöfin. Zugleich gelte es anderen Fehler einzugestehen, wenn diese sich glaubwürdig und aufrichtig um Aufarbeitung bemühten.
Meister sprach von massivem Versagen und furchtbaren Versäumnissen der Kirche bei der Aufarbeitung. „Dass wir Betroffene überhört und nicht ernst genug genommen haben, ist zutiefst beschämend“, sagte er. Jetzt gelte es, gemeinsam Empfehlungen aus den Studien umzusetzen, genau hinzuhören und konsequent zu handeln.
Marianne Gorka war zuletzt Leiterin des Posaunenwerks der hannoverschen Landeskirche und seit 2014 stellvertretende Direktorin und Referentin der Fortbildungsstätte Michaeliskloster in Hildesheim. Zuvor war die gebürtige Hildesheimerin unter anderem als Pastorin in Balge und Estorf bei Nienburg sowie in Coppenbrügge bei Hameln tätig. Ab 2009 bildete sie im Predigerseminar Loccum bei Nienburg als Studieninspektorin künftige Pastorinnen und Pastoren aus. Im NDR-Radio ist sie als Autorin und Sprecherin von Andachten zu hören.
Der Sprengel Lüneburg ist einer von sechs Bezirken der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers. Zwischen Hittfeld im Norden und Wolfsburg im Süden, Walsrode im Westen und Lüchow-Dannenberg im Osten erstreckt sich die Region mit zehn Kirchenkreisen. In den insgesamt rund 220 Kirchengemeinden mit mehr als 470.000 Gemeindemitgliedern sind rund 350 Pastorinnen und Pastoren tätig.
epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen